Parchim
Logo
ZIP
ZIP
Sie befinden sich hier:   Pfeil   Aktuelles   Pfeil   ARD Themenwoche  

ARD Themenwoche 09 \"Ist doch Ehrensache\" - 12.05.2009

ARD Themenwoche 09 \ Zur Entwicklung des Bürgerengagements in Mecklenburg-Vorpommern
Zur Entwicklung des Bürgerengagements in Mecklenburg-Vorpommern
(im Rahmen der ARD-Themenwoche)

Freiwillig aktiv in Mecklenburg-Vorpommern

Bürgerschaftliches, freiwilliges Engagement ist als Fundament  für den sozialen Zusammenhalt unserer demokratischen Gesellschaft unverzichtbar geworden. Ehrenamtlich Aktive leisten nicht nur einen wichtigen Beitrag für das Gemeinwohl, sie erwerben auch bedeutende Fach- und Sozialkompetenz, wobei außerdem das eigene Selbstwertgefühl gesteigert wird.  Es profitieren also alle: „Nehmer und Geber“. Der  Landesregierung ist es wichtig, alles daran zu setzen, die Leistungsfähigkeit des ehrenamtlichen Engagements auch zukünftig zu erhalten und dauerhaft wirksam zu fördern. Mit der Förderung  des landeweit agierenden Vereins  „Netzwerk freiwilliges Engagement M-V e.V.“. hat das Ministerium für Soziales und Gesundheit bereits ein deutliches Zeichen gesetzt. Diese Netzwerkstelle bietet u.a. Information, Beratung und fachliche Unterstützung, Qualifizierung, Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit, Mitgliederwerbung, Präsentationsmöglichkeit und Erfahrungsaustausch für Vereine, Selbsthilfegruppen, ehrenamtliche Initiativen und engagierte Bürger. Außerdem werden landesweit Fachtagungen, Workshops und Projektetreffen angeboten. Das Netzwerk fördert mit dem Entwickeln von passgenauen Angeboten, die sich am Bedarf der Ehrenamtlichen, bzw. den Vereinen orientieren, die Kooperation sowie die Vernetzung untereinander und wirkt einem Konkurrenzdenken entgegen. Aktuell sind über das Netzwerk 583 Vereine erfasst. Hinzu kommen 15 AWO-und  16 DRK - Kreisverbände.

Mit der Unterstützung der norddeutschen EhrenamtMessen, der Jugendleiter/innenCard, dem zusätzlichen Versicherungsschutz (Haftpflicht- u. Unfallversicherung), verschiedenen Landesprogrammen, insbesondere der demografischen Entwicklung Rechnung tragend für Seniorinnen und Senioren, wie z.B.:

·       Landesprogramm „Älter werden in M-V“

·       Seniorenakademie in Rostock, Schwerin, Greifswald, Stralsund

·       Ausbildung von „SeniorTrainer/innen“

·       Initiative „Alter schafft Neues“- Programm „Freiwilligendienste aller Generationen“

und einem bundesweit ersten Landesaktionsplan zur Gesundheitsförderung und Prävention, in den viele Engagierte eingebunden werden können, unterstreicht  die Landesregierung den Stellenwert des Ehrenamtes. In M-V engagieren sich  rund 540 000 Menschen ehrenamtlich, mehr als 20 000 Aktive unterstützen ehrenamtlich oder nebenberuflich den organisierten Sport, ca 35 000 Bürger des Landes leisten in Feuerwehr und Rettungsdiensten freiwillig ihren Beitrag für das Gemeinwohl. Allein der Sport wird vom Land jährlich mit 8,2, Mill. Euro gefördert. Diese Summe wird in diesem Jahr noch um 500 000 Euro aufgestockt, die vor allem in Kinder- und Jugendprojekte investiert werden. Auf der jährlichen Anerkennungsveranstaltung zum Tag des Ehrenamtes betonte Ministerpräsident Erwin Sellering, dass bürgerschaftliches Engagement für menschliches Miteinander, für Freundlichkeit und Wärme von unschätzbarem Wert sei, denn gerade für Jugendliche sei es wichtig, Halt und Anerkennung in der Gesellschaft zu finden.

Ehrenamtliches Engagement bietet enorme Beteiligungs- und Mitwirkungschancen in allen Bereichen, die generationsunabhängig von vielen Menschen wahrgenommen werden, auch wenn die Rahmenbedingungen und die Anerkennungskultur in M-V  noch nicht optimal gestaltet werden konnten.

Im Vergleich zu den westlichen Bundesländern lassen sich zum Osten hin z.T. deutliche Unterschiede erkennen, offensichtlich weil dort das ehrenamtliche Engagement doch ganz anders gewachsen ist. Die Freiwililligensurveys von1999 und 2004 belegen außerdem, dass es auch Nord-Süd Unterschiede gibt.

Innerhalb des Bundeslandes M-V gibt es in den Engagementsbereichen –wie anderswo auch- klare regionale Unterschiede,  besonders  im Vergleich Stadt-Land. Es wurde deutlich, dass – außer in kirchlichen Bereichen – die Engagementsformen nach Osten hin etwas abnehmen, andererseits werden aber gerade in ländlichen Regionen die vorhandenen Strukturen sehr viel intensiver genutzt. Vielleicht auch wegen der oftmals eingeschränkten Mobilität bleiben die Menschen hier eher am Ort.

Erstmals wurde eine Erhebung über das bürgerschaftliche Engagement in den Regionen erhoben. Danach steht M-V mit 29% auf Rang 13. Jedoch Zahlen sagen nicht alles. So gibt es gerade in M-V sogenannte „Mehrfachtäter“, d.h. einzelne Menschen engagieren sich sogar mehrfach.

Öffentlich genannt werden fast nur die „klassischen Ehrenämter“, wie Sport, Feuerwehr und Kirchen. Und hier finden auch meist die Befragungen statt. Die breite Palette des Engagements bleibt damit aber weitgehend unberücksichtigt. Gerade in Mecklenburg-Vorpommern hat sich eine besondere Vielfalt auch in den Bereichen Kunst und Kultur, Bildung, Pflege und Soziales (u.a. „Jung& Alt“) Selbsthilfegruppen, Natur und Umwelt, Brauchtum und Heimatpflege, Tierschutz, ehrenamtliche Schöffen und Kommunalvertreter, Fördervereine (Schulen, alte Dorfkirchen…), Initiativen der „SeniorTrainer/innen“, Schuldnerberatung, Lebenshilfe, Kleingartenwesen u.v.m. entwickelt.

Im bundesweiten Vergleich haben die Männer in Sachen Ehrenamt ein bisschen die Nase vorn. In M-V ist das abhängig von den Bereichen des Engagements. In politischen Ehrenämtern oder in Bereichen des Sports und der Kirchen mag das zutreffen, nicht aber in allen anderen genannten. Hier dominieren eindeutig die Frauen und sorgen so insgesamt für einen höheren Anteil. Wie engagiert sind aber unsere Jugendlichen? Laut Statistik gibt es hier enormen Nachholbedarf. Auch das kann man so nicht stehen lassen. Jugendliche engagieren sich einfach anders. Das klassische Ehrenamt von früher, wo man z.B. als Jugendlicher in die Feuerwehr oder einen Schützenverein eintrat und bis zum Lebensende dabei blieb, gibt es nicht mehr. Damit haben einige ältere Vereinsmitglieder ihre Probleme und bescheinigen Jugendlichen oft Unstetigkeit und Unzuverlässigkeit. Jugendliche wollen sich ausprobieren, versuchen es mal in dem einen oder anderen Verein, gehen wieder zurück oder machen mal etwas ganz Anderes. Das ist gut so und legitim. Man muss nur lernen, richtig damit umzugehen. Um Enttäuschungen entgegen zu wirken, sollten vor allem alt eingesessene Vereine über die Qualität ihrer Angebote nachdenken, denn mit attraktiven, jugendgerechten Aktivitäten lassen sich auch heutzutage noch Jugendliche locken und motivieren.

Ehrenamt darf nicht zum Lückenbüßer werden, nämlich dort, wo der Staat sich aus der Verantwortung zieht. Fachkräfte können nicht durch Ehrenamt ersetzt werden. Ehrenamt ist freiwillig und unentgeltlich – ehrenamtlich Engagierte haben jederzeit das Recht „nein“ zu sagen. Für eine kontinuierliche Absicherung von qualitativ hochwertigen Leistungsangeboten sind auch qualifizierte Fachkräfte erforderlich, die durch Ehrenamt unterstützt und ergänzt werden können und sollten. Viele attraktive Projekte entstehen rein ehrenamtlich oder in partnerschaftlicher Verbindung mit hauptamtlich Tätigen. Ehrenamtlich engagierte Menschen bringen nicht nur ihr Wissen, ihre Kompetenzen und ihre Zeit mit ein, sie sind auch ein unschätzbares Potential in Bezug auf Kreativität, Spontanität, Unabhängigkeit und Lebenserfahrung.

 

Viele Kommunen haben in den letzten Jahren erkannt, welchen (Mehr-) Wert ehrenamtliches Engagement insbesondere für die soziale Infrastruktur bringt und unterstützen es im Rahmen ihrer Möglichkeiten.

Die Kleinstadt Parchim gilt in M-V als besonderer Leuchtturm in Sachen Ehrenamt. Erfolgreich wirkt hier das „ZiP“-Projekt  (Zusammen in Parchim), das im Bundeswettbewerb „Engagement unterstützende Infrastruktur in Kommunen“ mit einem 1. Preis und später mit der Goldmedaille des Konrad Adenauer Preises ausgezeichnet wurde. ZiP unterstützt freiwilliges Engagement fachlich und inhaltlich. Da es in Parchim viele beispielhafte Projekte gibt, die es verdient haben, außerdem  finanziell unterstützt zu werden, wurde die Parchimer Bürgerstiftung gegründet - auch im Hinblick auf den stetigen Rückgang von öffentlichen Fördermöglichkeiten. Seit fünf Jahre arbeitet sie sehr intensiv  und konnte bereits 18 großartige Projekte fördern und acht eigene durchführen.

Die seit Jahren erfolgreich und nachhaltig wirkenden Initiativen „ZiP“ und „Netzwerk freiwilliges Engagement M-V e.V.“ wie auch die Gründungsphase der „Parchimer Bürgerstiftung“ erhielten eine Startfinanzierung durch die Robert Bosch Stiftung und tragen sich nun mit Hilfe von Spenden, Eigenmitteln und Zuschüssen. Die Investitionen von hohem persönlichem Engagement und finanziellen Mitteln haben sich also gelohnt!

Im Rahmen der ARD-Themenwoche „Ist doch Ehrensache!“ - wie Menschen sich für die Gesellschaft engagieren – wurde u.a. im Nordmagazin N3 (10.05.09) sowie mit einem Servicetag von NDR 1 Radio M-V (12.05.09) auf die Belange rund um das Ehrenamt, insbesondere auch auf das Parchimer Engagement eingegangen.

(Stand 12.05.09)

Karin Gruhlke





« zurück